nach Gerechtigkeit …
fragt am Ende niemand mehr. Es hat mal wieder nicht ganz gereicht für die Spandauer Damen im Kampf gegen die Preußen aus Lankwitz. Nach dem Spielverlauf wäre vielleicht eine Punkteteilung gerechter gewesen, aber der Handballgott hatte etwas anderes im Sinn und trug zum Schluss der Begegnung einen Adler auf der Brust. Und so trauerten die Wiesner-Damen den vergebenen Chancen nach und haderten zudem nach einer turbulenten Schlussphase mit einem ständigen Wechsel der Gefühle mit ihrem Schicksal und mit gleich zwei – aus ihrer Sicht – nicht geahndeten eindeutigen Regelverstößen. So konnten die Preußen 7 Sekunden vor dem Abpfiff den Siegtreffer erzielen und sich über zwei gewonnene Punkte freuen, während die Gastgeberinnen noch lange Zeit sprachlos ihren Gedanken nachhingen.
Geplant war alles eben ganz anders. In Spandaus Grün-Weißen-von-außen-Gelben-Halle war alles für ein großes Spiel vorbereitet. Die 1. Männermannschaft bestritt ausnahmsweise mal das „Vorspiel“ vor den 1. Damen und hatte dafür keinen geringeren als den Tabellenzweiten aus Stralsund zu Gast. Auch wenn das Leyer-Team den Gegner nur 30 Minuten richtig fordern konnte und am Ende leider etwas zu hoch mit 20:28 das nachsehen hatten, war die Stimmung vor dem Frauen Oberliga Spitzenspiel spannungsvoll geladen.
Preußens Adler beherrschten die Liga bisher fast nach belieben. Lediglich gegen die andere Liga-Größe, die TSG Wismar, hatten sie ganz knapp das Nachsehen. Allen übrigen Spielen konnte das Team von Tobias Meyberth und Holger Boeger seinen Stempel aufdrücken. Natürlich konzentrieren sich Preußens Gegner insbesondere auf Michaela Hofmann und deren außerordentliche Qualitäten. Aber das Team lebt eben nicht allein von dieser herausragenden Sportlerin, sondern hat u.a. mit Victoria Obermann, Sophie Kieschke und Christin Schnitzer noch sehr viel mehr gutes Potential in seinen Reihen. Dem Spandauer Trainer-Duo war durchaus bewusst, dass nur eine absolute Spitzenleistung, mit einer ganz geringen Fehlerquote, ganz diszipliniertem und konzentriertem Auftreten und natürlich dem nötigen Quäntchen Glück zu einem erhofften Erfolg führen würde. Dennoch konnten die Spandauer Damen durchaus entspannt in die Partie gehen, denn es kommt ja nicht so oft vor, dass sie nicht als Favorit in eine Partie gehen und in der Außenseiterrolle kann man sich ja durchaus ganz wohl fühlen. Zudem konnten sie darauf vertrauen, dass auch die Lankwitzerinnen durchaus Respekt haben würden, denn sie wussten auch zu genau, zu welchen Leistungen ihrer Gastgeberinnen in eigener Halle fähig sein können.
So starteten die Gastgeberinnen auch furios. Konzentriert wurde zu Werke gegangen und nach gut 6 Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 3:0 für die Heimmannschaft. Die Adler taten sich etwas schwer ins Spiel zukommen und fanden trotz ihres druckvollen und körperbetonten Spiels keinen Weg durch die Spandauer Defensive. Sie brauchten fast 8 Minuten um durch Dajana Kranzusch erstmals erfolgreich abzuschließen. Das Spiel gestaltet sich nun ausgeglichener, aber Spandau behielt die 3-Tore-Führung (6:3). Nach knapp 12 Minuten setzte es die erste Zeitstrafe gegen Spandau (Tina Funk durfte sich ausruhen). Den damit im Zusammenhang stehenden 7m verwandelte Sophie Kieschke sicher. Mit einem weiteren verwandelten 7m und einen erfolgreich abgeschlossenen Konter (nach einem wirklich sehenswerten Pass) durch die gleiche Spielerin war nach der Hälfte der ersten Halbzeit der Gleichstand hergestellt (6:6). Die Gastgeberinnen konnten zwar anschließend noch zweimal in Führung gehen (7:6, 8:7), verloren aber zusehends ihren Faden. Das war zum einen darin begründet, dass sich die Gäste nun besser auf ihren Gegner eingestellt hatten, aber auch daran, dass zunächst mit Vanesa Secic (nach einem Kopftreffer) und dann mit Sarah Herz (der Infekt forderte seinen Tribut) zwei bestimmende Kräfte auf die Bank mussten. Erschwerend kam hinzu, dass Tina Funk (20′) sich zum zweiten Mal zum Ausruhen auf die Bank begeben durfte. Noch nicht wieder vervollständigt durfte Dana Baerns den gleichen Weg gehen. Diese Überzahlsituation nutzten die cleveren Adler um die Führung an sich zu reißen (8:10, 10:12). Mit dem Halbzeitpfiff gelang Lisa Hänicke noch der Anschlusstreffer, sodass die Seiten mit 11:12 gewechselt wurden.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts ein weiterer Schreck für die Wiesner-Damen. Ulrike Kuhlmey musste erst einmal auf der Bank bleiben, der Oberschenkel zwickte nach einem Zusammenprall zum Ende der ersten Halbzeit. Dennoch starteten die Gastgeberinnen erneut gut, glichen durch Lisa Hänicke aus und konnten durch einen verwandelten Strafwurf (erneut Lisa) sogar wieder in Führung gehen (13:12). Die Freude währte allerdings nicht lang, denn bevor ein erfolgreicher Lauf überhaupt richtet gestartet werden konnte, gab es erst den Ausgleichstreffer der Preußen und kurz darauf die nächste Zeitstrafe gegen Spandau. Den anschließenden 7m verwandelte Kristin Schnitzer und die Adler waren wieder in Front. Es war Kathrin Hettlage, die den Ausgleich für Spandau erzielen konnte. So richtig freuen konnten sich die Gastgeberinnen aber nicht, denn kurz darauf reduzierte sich ihre Anzahl auf dem Feld erneut. Die nächste Zeitstrafe. Die kurzzeitige doppelte Überzahl konnten die Adler allerdings nicht wirklich nutzen, um sich abzusetzen. So gestaltete sich der Spielverlauf in den folgenden Minuten immer gleich: Preußen legte vor, Spandau glich aus. Das Spiel zeichnete sich nicht gerade durch hochklassige Kombinationen oder überraschte Momente oder gar Finessen aus, sondern lebte allein von der Spannung. Keinem Team gelang es die zahlreichen Fehler des Gegners zu nutzen, um das Spiel für sich zu wenden. Es waren bereits fast 48 Minuten gespielt als Michaela Hofmann erstmals wieder eine 2 Tore-Differenz erzielen konnte (18:20). Danach leistet sie sich ein Foulspiel, das mit einer Zeitstrafe geahndet wurde. Spandau verkürzt, muss aber den erneuten Gegentreffer zum 19:21 hinnehmen. Auch das war noch keine Vorentscheidung, denn die Wiesner-Damen kämpfen sich zurück und kommen zum Ausgleich. Kaum sind 30 weitere Sekunden vergangen, kam was kommen musste. Der Preußenangriff verlagerte sich auf Linksaußen, die Spielerin rutschte auf dem glatten Boden aus und stürzte in die chancenlose Lisa Hänicke, die bei dieser Aktion mit dem Gesicht der Gegenspielerin in Kontakt kam. Natürlich kannten die Regel kundigen Herren in Grau kein Erbarmen: 2 Minuten Ruhepause für Lisa. Die Gäste netzten in dieser Zeit zweimal erfolgreich ein und führen (55:06) mit 21:23. War das die Vorentscheidung? Noch nicht! Mit einer bemerkenswerten Entscheidung wandelte der Feldschiedsrichter eine Stürmerfoul-Entscheidung seines Kollegen in einen 7m-Strafwurf für Spandau um. Diese Entscheidung war zutreffend, denn Michaela Hofmann wählte ganz eindeutig den Weg durch den Kreis, um Vanesa Secic auflaufen zu lassen. Respekt, allerdings hätte es für diese Aktion durchaus auch – wie so oft auf der anderen Seite – eine Zeitstrafe geben dürfen. Hätte, wäre, könnte… gibt es aber auch in diesem Spiel nicht, also ging es weiter. Lisa zeigte Nervenstärke und verwandelte zum Anschluss. Spandau war wieder da, glich aus und nach der Auszeit des Gastes, gelang Tina Funk sogar der viel umjubelte Führungstreffer zum 24:23. Auf der Uhr verblieben noch 97 Sekunden. Für den Ausgleich benötigten die Lankwitzerinnen lediglich 20 davon. Wer nun ein taktisches Ausspielen der Zeit erwartet hatte, sah sich getäuscht. Beiden Teams ergaben sich noch mehrere Möglichkeiten für einen Treffer. Die beste Chance für Spandau landete krachend an der Latte. Im Gegenzug vergaben die Preußen. Spandau wieder im Ballbesitz. Ulrike Kuhlmey befand sich knapp vor der Mittellinie im Ballbesitz, Blick zum eigenen Tor, wurde hart von hinten angegangen, der Ball tippt frei im Feld. Foul? Kein Pfiff zu hören. Sophie Kieschke, die die „Attacke“ gestartet hatte, reagierte am schnellsten, nahm den Ball auf und prellte Richtung Marie Knauer im Spandauer Tor. Nanu, wurde der Ball korrekt aus Ullis Hand gespielt? Nun gut, spätestens mit der Aufnahme und dem anschließenden Prellen gäbe es ja nur eine richtige Entscheidung: 2 x! Pfiff? Ne, da war kein akustisches Signal zu vernehmen, also warf Sophie ein. Coach Wiesner zückte zwar noch die grüne Karte, aber in den verbliebenen 4 Sekunden gelang seinen Damen dann doch nicht mehr der benötigte Treffer.
Die Adler jubelten und die Spandauerinnen erlebten ein dèjá-vu. Waren sie nicht schon einmal kurz vor Schluss durch eindeutige Fehlauslegung der Handballregeln in einem Spitzenspiel um einen (verdienten) Punkt gebracht worden? Herzliche Grüße vom Murmeltier!
Na ja, am Ende zählt eben nur das Ergebnis und das besagt. Preußen 2 Punkte, Spandau 0 Punkte. Mehr bleibt in den Ergebnislisten später nicht zu lesen. Natürlich müsste man sich über fragwürdige Entscheidungen nicht aufregen, wenn man alle seine Chancen konsequent nutzen würde; das taten die Spandauer Damen an diesem Tag ganz bestimmt nicht. Zudem war ihr Spiel nicht zwingend genug, zu ideenlos und zu wenig konsequent. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack haften, denn der Gegner war an diesem Tag nicht wirklich besser.
Für die Wiesner-Damen heißt es nun: dieses Spiel abhaken und volle Konzentration auf die nächsten Aufgaben. Ein spielfreies Wochenende wird sicher dazu beitragen den Kopf frei zu bekommen und sich dann auf das nächste Spiel in Rudow zu freuen.
Nicht fehlen darf zum Schluss der Dank an unser Ehrenmitglied Manfred Neuenfeld und seine Frau Rosi, die an diesem Spieltag den Verkauf und teilweise auch das Kassieren des Eintrittsgeldes übernommen haben, weil die Stammkräfte verhindert waren. Das habt ihr echt toll gemacht, vielen Dank euch Beiden.
Es spielten für Spandau: Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Alicia Schwarz, Nina Sandhop, Vanesa Sesic, Frauke Dingler (1), Vivian Wittwer, Kristina Funk, (4) Tanja Manderscheid, Ulrike Kuhlmey (7), Sarah Herz (1), Kathrin Hettlage (2), Dana Baerns (2), Lisa Hänicke (7/5).