… Balsam für die Seele
der Wiesner Damen waren die letzten 10 Sekunden des Spiels gegen den Spitzenreiter der Liga. Beklagte man nach dem Hinspiel noch eine gewisse Ungerechtigkeit des Handballgotts und fühlte sich in der Schlussaktion ungerecht behandelt, so drehte sich das Ganze an diesem Samstagnachmittag anders herum. Mit Spannung sahen die Spandauerinnen dieser Auseinandersetzung mit dem Tabellenführer entgegen, denn auch wenn sie selbst wohl nicht mehr Hand an die Meisterschale legen können werden, so konnte mit einem Sieg der Kampf um die Meisterschaft in der Liga weiter offen und spannend gehalten werden. Zugleich hätten sie sich etwas Genugtuung für die unglückliche Hinspiel-Niederlage verschaffen können. Solches Vorhaben war natürlich gar nicht im Sinn der Prenzl Püppies, denn nachdem am letzten Spieltag die Punkte schon fast sicher geglaubt doch noch in Rostock liegen blieben, wäre mit einem Sieg in Spandau ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft getan.
Entsprechend motiviert gingen beide Team sehr konzentriert, aber auch mit gehörigem Respekt diese Begegnung an. Schnell wurde erkennbar, dass der Weg zum Erfolg über stabile Abwehrreihen gesucht werden sollte. Beide Teams taten sich im gebundenen Spiel tatsächlich schwer die gegnerische Defensive in Verlegenheit zu bringen. Es bedurfte also schon Fehlern im Angriffsspiel des Gegners, um zu sogenannten leichten Toren zu kommen. Das dazu notwendige schnelle Umschaltspiel gestalteten die Gäste im ersten Spielabschnitt deutlich besser als das Wiesner Team. So fanden sie dann auch schneller ins Spiel und rissen die Führung an sich (0:2; 3:09‘). Die Gastgeberinnen hatten mehr Mühe einen guten Rhythmus zu finden, kämpften sich aber trotzdem ins Spiel und schafften zweimal den Ausgleich (3:3, 4:4; 7:35‘). Es gelang ihnen aber nicht dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken und in Führung zu gehen. Dazu leisteten sie sich zu viele Fehler im Umschaltspiel, aber auch im Abschluss aus günstigen Positionen. Dem Grande-Team gelang zwar auch nicht alles, insbesondere die Abschlüsse aus dem Rückraum fanden selten das Ziel, dennoch nutzten sie konsequent jede sich bietende Gelegenheit für ihr gutes Konterspiel. So gingen sie wieder in Führung und behaupteten eine 2-Tore-Führung, die phasenweise sogar auf 3 Treffer ausgebaut werden konnte (6:9, 7:10; 19:46‘). Die Gastgeberinnen fanden aber wieder den Anschluss, verkürzten durch Jana Zindler auf einen Treffer (9:10; 23:01‘), schafften es aber nicht auszugleichen, da den Gästen bis zum Seitenwechsel stets die passende Antwort in Form eines Treffers gelang. So wurden die Kabinen folgerichtig mit einem Zwischenstand von 12:14 aufgesucht.
Coach Wiesner hatte anscheinend größeren Redebedarf. Zunächst blieb die große Wirkung der Pausenbesprechung aus und der Start in den 2. Durchgang misslang mit einem vergebenen 7m gründlich. Dennoch war den Gastgeberinnen der erste Treffer in der 2. Halbzeit vorbehalten und sie zeigten nun neben der weiterhin guten Deckungsarbeit in der Position auch ein deutlich verbessertes Rückzugverhalten. Die Gäste mühten sich weiter die Spandauerinnen unter Druck zu setzen, mussten sich nun ihre Erfolge allerdings noch härter erkämpfen. Übergewicht gewannen nach und nach tatsächlich die Gastgeberinnen. Sie schafften den 15:15 Ausgleich (35:27‘) und legten dann sogar vor (17:15; 38:35‘). Als dann Pfeffersports ansonsten so sichere Rabea Pein auch noch vom 7m Punkt scheiterte, sprach alles für die Gastgeberinnen. Es kam anders, denn die Gäste fighteten zurück. Sie erzielten zunächst 2 Treffer in Folge zum Ausgleich, um dann sogar in Unterzahl wieder in Führung zu gehen (17:18; 43:15‘). Nun war es an den Gastgeberinnen zurück zu schlagen. Das geschah durch Sarah Herz und Ulrike Kuhlmey (19:18; 45:14‘). Die Spannung stieg, denn die Gäste nutzen zwei Möglichkeiten vom Punkt. Rabea Pein behielt die Nerven und brachte ihr Team wieder in Führung (19:20; 48:52‘). Den Spandauer Ausgleichstreffer durch Dana Baerns beantwortete Svyetlana Kresovic zum 20:21 (52:21‘). Erneut konterten die Gastgeberinnen. Ulrike Kuhlmey gelang der Ausgleichtreffer und Dana Baerns brachte ihr Team mit einem schönen Treffer von Linksaußen wieder in Front (22:21; 54:46‘). Coach Grande legte den Grünen Karton, um seine Damen für die Schlussphase einzustellen und wie fast zeitgleich schon im Hinspiel, die Begegnung zu wenden. Der Erfolg stellte sich aber nicht sichtbar ein. Im Gegenteil mussten die Gäste eine 2 Minuten Zeitstrafe hinnehmen. Die Spandauerinnen konnten diesen Vorteil allerdings nicht nutzen. Immerhin gelang es ihnen über Rechtsaußen eine Chance zu erarbeiten. Ergebnis dieser Aktion war eine weitere Zeitstrafe gegen die Gäste und ein 7m für Spandau (57:14‘). Dana Baerns gelang es nicht den Ball im Netz der Gäste unter zu bringen und so eine mögliche Vorentscheidung zu treffen. Fast logisch war es dann, dass sich Johanna Willing gegen Spandaus Defensive durchsetzen konnte und zum 22:22 (58:08‘) ausglich. Immer noch für gut eine Minute in Überzahl und im Ballbesitz hatten die Gastgeberinnen nun alle Möglichkeiten wieder in Führung zugehen. Wurde aber nichts draus, weil der Ball recht schnell verloren ging. Nun hatten die Gäste den Vorteil auf ihrer Seite. Tatsächlich schafften sie es mit Geduld und dem Langmut der Unparteiischen weit über eine Minute den Ballbesitz zu behaupten. Ein Abschluss gelang ihnen in dieser Zeit nicht. Auf der Uhr waren keine 10 Sekunden Restspielzeit mehr angezeigt als die Spandauerinnen den Ball für sich gewinnen konnten. Jana Zindler startete zum Konter und diesmal kam der Pass sogar bei ihr an; nicht ganz optimal, aber es gelang ihr irgendwie das Spielgerät halbwegs zu kontrollieren und aufs Tor zu werfen. Vom Innenpfosten sprang der Ball zum viel umjubelten 23:22 Siegtreffer ins Netz. Der Anwurf wurde nicht mehr ausgeführt und ganz Spandau befand sich im Freudentaumel, war das Glück doch diesmal ganz auf Seite der Wiesner Damen.
Die große Enttäuschung der Gäste ist nachvollziehbar, insbesondere da ein zweites Mal in Folge äußerst knapp und unglücklich verloren wurde. Dennoch zeugt es nicht von Größe und Sportlichkeit die Schützin des Siegtreffers mit Beschimpfungen zu belegen.
Den Zuschauern wurde zwar nicht unbedingt ein hochklassiges, dafür aber ein sehr spannendes und umkämpftes Spiel geboten. Den Wiesner Damen wird dieser Erfolg sicher gut tun, denn oft war das Glück zuletzt nicht mit ihnen. Mit diesem Erfolg bleibt zumindest die Spitzengruppe in Sichtweite und ein Abrutschen ins Mittelfeld konnte erstmal verhindert werden.
Am nächsten Sonntag geht es nach Schwerin, wo der nächste schwere Gegner auf die Wiesner Damen wartet.
Für Spandau waren dabei:
Isabel Hoffmann, Marie Knauer im Tor; Alicia Schwarz (2), Lisa Schulte, Frauke Dingler (2), Jana Zindler (5), Tina Funk, Johanna Tuitjer, Dominique Henning, Tanja Manderscheid (2), Ulrike Kuhlmey (5/1), Sarah Herz (1), Kathrin Rehberg, Dana Baerns (6/3).